29.03.2020

Covid-19 und Luftverschmutzung – Feinstaub könnte ein stiller Helfer des Virus sein

Chris Müller Chris Müller
Feinstaub und Covid-19

Luftverschmutzung könnte ausschlaggebend für die Schwere des Verlaufs von Corona sein

Das Corona-Virus könnte uns auf dramatische Weise zeigen, was wir jahrelang versäumt haben auszumerzen: Luftverschmutzung. Italienische Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang von der Schwere von Covid-19 Erkrankungen und dem Grad der Luftverschmutzung. Der Grund: stark vorbelastete Lungen und die Annahme, dass das Virus Feinstaubpartikel als „Transportmittel“ verwendet, was mehr potentielle Infektionsherde in Regionen wie der Po-Ebene bedeuten würde. ATMOS Aerosol Research liefert hier ähnliche Ansätze und versucht den Zusammenhang genauer zu erforschen.

Ein Team aus italienischen WissenschaftlerInnen rund um SIMA (Società Italiana Medicina Ambientale) und renommierte Universitäten in Nord Italien veröffentlichte ein “Position Paper” um den Zusammenhang zwischen hoher Feinstaubbelastung und der schnellen Verbreitung des Coronavirus Covid-19 in der Po-Ebene zu belegen.

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Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass ein Position Paper ein Artikel ist, der keinem Peer Review unterzogen wurde. D.h er wurde veröffentlicht ohne, dass andere WissenschaftlerInnen es gelesen und für zur Veröffentlichung geeignet erklärt haben. Er besteht somit aus Hypothesen und Meinungen. Die Ansätze sind dennoch beachtlich.


Verbreiten sich Viren Epidemien auch durch Luftverschmutzung?

Die Untersuchungen von ATMOS Aerosol Research via Satelliten und Bodenmessstationen verfolgt schon länger den Zusammenhang von erhöhter Luftverschmutzung und der Ausbreitung von Lungenkrankheiten bzw. Krankheiten, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind (wie tw. auch Schlaganfälle oder Herzinfarkte).

Das Team in Italien will Parallelen zwischen der Luftverschmutzung in Norditalien und der Häufung von Coronavirus-Infektionen gefunden haben. Dabei wurden Feinstaub Messwerte (PM10) der Überwachungsstationen der Umweltschutzbehörde ausgewertet und mit bestätigten Covid-19 Fällen in ganz Italien verglichen. Ergebnis dieser Untersuchung: Norditalien bzw genauer die Po-Ebene hatte einen signifikant höherer Anteil an Erkrankungen im Vergleichszeitraum, als der Rest Italiens. (Inkubationszeiten wurden berücksichtigt.)

Unbestritten sind eine hohe Bevölkerungsdichte, Einwohnerzahl, hohes Handelsaufkommen und Tourismus in dieser Gegend Italiens – ein verstärkender Faktor, allerdings zeigt der direkte Vergleich mit Rom eine starke, anormale Abweichung in den Ansteckungen.

Woher kommt diese Abweichung und was können wir daraus ableiten?

Zum einen muss davon ausgegangen werden, dass die dort lebende Bevölkerungsgruppen, auf Grund der regelmäßigen Überschreitungen der Feinstaub Grenzwerte, bereits eine größere Fragilität und Pathologie der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems aufweisen. Also gewissermaßen zur Hochrisikogruppe gehören. Die Lombardei ist die am stärksten an Luftverschmutzung leidende Region Italiens.

Zum anderen behauptet das italienische Team, dass Feinstaubpartikel ein „wirksamer Vektor für den Transport, die Ausbreitung und die Proliferation von Virusinfektionen“ sind. Sie gehen davon aus, dass Viren auf Smogpartikeln und insbesondere Feinstaubpartikel haften können und somit mehrere Tage in der Luft bleiben und auch über weitere Strecken reisen können.

Bereits 2018 konnte ein Team in Spanien nachweisen, dass Viren, genauso wie Bakterien, auf Staubpartikeln, vor allem Wüstensand oder organischen Teilchen aus den Meeresdunst haften und bis auf die Höhe der Troposphäre empor getragen werden können.

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Daten zu Lungenerkrankungen

In welcher Größenordnung sich Coronaviren in der Luft befinden und ob es dabei zu einer Übertragung kommen könnte, ist mit heutigem Stand nicht eindeutig zu beantworten. Klar ist allerdings, dass sich Milliarden von Viren zu jedem Zeitpunkt in der Atmosphäre befinden und sowohl durch Regen (Nasser Deposition) wie auch an klaren Tagen (Trockene Deposition) an jedem Ort weltweit auftreten können.

Ebenfalls kann beobachtet werden, in Ländern, die hohe Luftverschmutzung und signifikant höhere Fälle an Lungenkrebs und COPD aufweisen (wie Niederlande oder Belgien) die Anzahl der schweren Covid-19 um ein Vielfaches höher sind als im Rest Europas.

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Was bedeutet das für ATMOS Aerosol Research?

Die Technologie von ATMOS Aerosol Research erlaubt es, auf Satellitendaten der letzten 20 Jahre zurückzugreifen und  damit Trends über die Ausbreitung von Partikeln in der Luft für zukünftige Ereignisse abzuleiten.


ATMOS Aerosol Research kann die Forschung unterstützen, zu ergründen, welchen Einfluss Umweltverschmutzung bei der Verbreitung von Infekten hat und gezielt in Ländern mit hoher Feinstaubbelastung helfen, um die Hochrisikogruppe zu identifizieren und zu schützen.

Wir suchen nun nach Fördertöpfen und UnterstützerInnen, um die Forschung hier voranzutreiben. Betroffene von Cystischer Fibrose zählen auch zu den Hochrisikogruppen. Wenn Sie die Soforthilfe für betroffene Familien unterstützen möchten, spenden Sie hier.